Zukunft der Arbeit 2030: Zwischen KI, Klimawandel und Kompetenzlücke

WEF_Future of Jobs Report 2025 (Quelle WEF, 2025)

Wie verändert sich unsere Arbeitswelt bis 2030? Der aktuelle Future of Jobs Report 2025 des World Economic Forum gibt darauf tiefgreifende Antworten. Die Studie basiert auf der Befragung von über 1.000 globalen Arbeitgebern, die zusammen mehr als 14 Millionen Beschäftigte repräsentieren – ein Spiegelbild internationaler Entwicklungen und disruptiver Trends. Wer heute Führungsverantwortung trägt oder Personalentwicklung gestaltet, sollte diesen Report nicht nur lesen, sondern strategisch nutzen.


1. Die große Transformation: +170 Mio. neue Jobs, aber 92 Mio. verschwinden

Bis 2030 erwartet das WEF eine Netto-Jobzunahme von 78 Millionen Stellen weltweit – bei gleichzeitig massivem Strukturwandel:

  • 14 % neue Jobs (170 Mio.) entstehen vor allem in technologiegetriebenen und sozialen Berufen.
  • 8 % der bestehenden Jobs (92 Mio.) werden durch Automatisierung und Marktveränderung wegfallen.
  • Das bedeutet: 22 % aller Jobs unterliegen bis 2030 einem Wandel – durch Neuschaffung oder Wegfall.

Diese Zahlen zeigen: Die eigentliche Herausforderung liegt nicht im Verlust, sondern in der Umverteilung und Neugestaltung von Arbeit.


2. Die fünf größten Treiber der Veränderung

1. Technologischer Wandel (KI, Digitalisierung, Robotik)

86 % der Unternehmen sehen KI und Informationsverarbeitungstechnologien als wichtigsten Treiber der Transformation. Dabei geht es nicht nur um die Automatisierung einfacher Tätigkeiten, sondern auch um den Umbau komplexer Wissensarbeit.

Top-Wachstumsberufe in diesem Feld:

  • Big Data Specialists
  • AI- und Machine-Learning-Spezialisten
  • FinTech Engineers
  • Software Developer

2. Klima & Green Transition

Der ökologische Umbau beeinflusst nicht nur Energie- und Mobilitätssektor – auch der Arbeitsmarkt wird grün:

Wachstumsberufe:

  • Renewable Energy Engineers
  • Environmental Engineers
  • Autonomous & Electric Vehicle Specialists

3. Demografischer Wandel

Alternde Bevölkerungen in Industrienationen und wachsende Erwerbsbevölkerung in Schwellenländern beeinflussen massiv den Arbeitsmarkt.
Besonders gefragt:

  • Pflege- und Gesundheitsberufe
  • Lehrkräfte und Bildungsexpert:innen
  • Coaches, Mentor:innen, HR-Developer

4. Geopolitische Spannungen & Fragmentierung

Handelskonflikte, Re-Shoring und technologische Entkopplung (v. a. USA vs. China) wirken sich auf Lieferketten, Standorte und Sicherheitsbedarfe aus.
Reaktion: Mehr Nachfrage nach:

  • Cybersecurity Experts
  • Leadership- und Resilienzkompetenzen

5. Wirtschaftliche Unsicherheit & Inflation

Inflation und stagnierendes Wachstum führen zu neuen Anforderungen an Flexibilität und kreative Lösungsfindung. Unternehmen erwarten:

  • Mehr Bedarf an Resilienz-, Agilitäts- und Problemlösungskompetenzen
  • Veränderung der Lohnstrategien (52 % wollen Löhne stärker an Produktivität koppeln)

3. Die Zukunft gehört den Skills – aber welchen genau?

Laut Report werden bis 2030 rund 39 % aller bestehenden Skills obsolet oder transformiert sein. Besonders gefragt sind:

🔍 Top 5 Zukunftskompetenzen:

  1. Analytisches Denken (Top-Priorität für 70 % der Unternehmen)
  2. Resilienz, Flexibilität & Agilität
  3. Technologische Grundkompetenz (Literacy)
  4. AI- & Big-Data-Know-how
  5. Kreatives Denken & lebenslanges Lernen

Gleichzeitig verlieren manuelle, repetitive und administrative Skills rapide an Bedeutung. Besonders betroffen: Clerical Jobs, Buchhaltung, einfache Assistenzrollen.


4. Upskilling statt Kündigung: Unternehmen stehen in der Pflicht

Der Report zeigt: Die größte Barriere für Wandel ist nicht Technologie – sondern fehlende Qualifikation.

  • 63 % der Unternehmen nennen Skill-Gaps als Hauptproblem.
  • 85 % planen Upskilling-Initiativen, 50 % wollen gezielt Mitarbeitende in neue Rollen überführen.
  • Aber: Für rund 11 % der Mitarbeitenden wird laut Einschätzung kein Reskilling stattfinden – sie sind besonders gefährdet, den Anschluss zu verlieren.

5. Automatisierung ist nicht gleich Jobkiller – sondern Chance zur Kollaboration

Ein spannender Insight: Bis 2030 wird etwa ein Drittel aller Aufgaben von Mensch und Maschine gemeinsam erledigt.

  • Heute: 47 % rein menschlich, 22 % durch Maschinen, 30 % gemeinsam.
  • 2030: 33 % Mensch, 33 % Maschine, 34 % Zusammenarbeit.

Der Trend geht zur „augmented workforce“ – also zur technologisch erweiterten menschlichen Arbeit. Die Voraussetzung: Investitionen in Bildung, Ethik, Mitbestimmung und kluge Governance.


6. Die soziale Dimension: Wohlbefinden, Diversität und Inklusion

Ein oft unterschätzter Befund des Reports:

  • 64 % der Unternehmen setzen auf Employee Wellbeing zur Talentbindung.
  • 83 % haben DEI-Initiativen implementiert – mit starkem Anstieg in nur zwei Jahren (2023: 67 %).

Gerade für die Generation Z und kommende Talente sind Purpose, psychologische Sicherheit und faire Chancen kein „Nice-to-have“, sondern Grundvoraussetzung.


Fazit: Die Zukunft ist gestaltbar – aber nicht zum Nulltarif

Der Report ist kein Orakel, sondern eine strategische Einladung. Wer heute handelt, kann aktiv Einfluss nehmen – auf Produktivität, Innovationskraft und soziale Gerechtigkeit. Führung bedeutet heute: die richtigen Fragen stellen, Lernräume schaffen und technologiegestützte Arbeitswelten mit menschlichem Maß zu denken.


🔗 Empfehlung für Entscheider:innen:

Nutzen Sie den Report als Strategietool:

  • Für Ihre Kompetenzplanung
  • Ihre HR-Roadmap
  • Ihre Investitionsentscheidungen
  • Ihre Kommunikation mit Stakeholdern

Und denken Sie dabei an das große Ganze: Wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung sind kein Widerspruch – sondern die Basis für Zukunftsfähigkeit.

Hier geht es zum Future Jobs Report 2025: WEF_Future_of_Jobs_Report_2025.pdf (letzter Zugriff: 02.06.2025, 13:00 Uhr).


Autor: Marlow D. Guttmann
Berater, Coach & Fachautor | Personal- und Organisationsentwicklung | Zukunft gestalten. Generationen verbinden.

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