Wusstest du, dass mehr als ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland Social Media potenziell riskant oder suchtartig nutzt?
Diese Zahl stammt aus dem aktuellen Diskussionspapier der Leopoldina – der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Die Botschaft dahinter ist klar: Soziale Medien beeinflussen die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Und wir alle stehen in der Verantwortung.
Was die Studie zeigt
Die Forschungslage wird immer deutlicher: Eine intensive Nutzung von Social Media hängt eng mit Depressionen, Angststörungen, Schlafproblemen und Konzentrationsschwächen zusammen. Bei rund 25 Prozent der Jugendlichen gilt das Nutzungsverhalten bereits als riskant. Besonders problematisch: Viele Plattformen sind so gebaut, dass man möglichst lange drangeblieben soll. Endlos-Scroll-Funktionen, algorithmische Empfehlungen und ständige Benachrichtigungen holen einen immer wieder zurück – oft länger, als es einem guttut.
Die Empfehlungen der Leopoldina
Das Papier empfiehlt, klar auf Prävention zu setzen:
Unter 13 Jahren: keine eigenen Social-Media-Accounts
13–15 Jahre: Nutzung nur mit Zustimmung der Eltern
13–17 Jahre: technische Schutzmaßnahmen – keine personalisierte Werbung, keine individuellen Nutzungsprofile, automatische Pausen nach 45 Minuten
Bildungseinrichtungen: keine privaten Smartphones bis Klasse 10, dafür mehr Medienkompetenz im Unterricht Politik und Plattformen: Altersnachweise, stärkere Regulierung, Schutz vor manipulativen Designs
Meine persönliche Sicht
Ich finde diese Vorschläge nicht nur richtig, sondern überfällig. Was mich persönlich schon lange stört: Viele Funktionen kann man gar nicht selbst ausschalten. Klar, es gibt Limits und Einstellungsmöglichkeiten – aber als Nutzer habe ich oft nicht die Kontrolle, die ich mir wünsche.
Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen mein Instagram-Feed nur aus Beiträgen der Menschen bestand, denen ich bewusst folgte. Heute werde ich mit „Vorschlägen“ geflutet, die ich nie angefordert habe. Dieses endlose Scrollen – das sogenannte Doom-Scrolling – erwischt mich selbst mit Mitte 20 immer wieder.
Ich würde mir wünschen, dass es einfacher ist, solche Mechanismen zu deaktivieren. Mehr Kontrolle über das eigene digitale Verhalten, statt sich durch Algorithmen in den nächsten Clip, Post oder Reiz ziehen zu lassen. Natürlich ist das nicht im Interesse der Plattformen, die auf möglichst lange Verweildauer setzen. Aber gerade deshalb braucht es klare Regeln, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen.
Prävention muss überall stattfinden
Es reicht nicht, nur in den Apps und Plattformen selbst anzusetzen. Prävention muss niederschwellig sein und mehrere Kanäle nutzen:
Hausärzte und Kinderärzte könnten stärker in die Aufklärung eingebunden werden, z. B. durch kurze Gespräche bei Vorsorgeuntersuchungen oder Informationsmaterial für Eltern. Schulen sollten neben Medienkompetenz-Unterricht auch Raum für offene Gespräche über die eigenen Erfahrungen mit Social Media schaffen. Öffentliche Kampagnen – ähnlich wie bei Themen wie Nichtrauchen oder Ernährung – könnten bundesweit Bewusstsein schaffen und Anlaufstellen bekannt machen. Einfache Beratungsangebote für Eltern und Jugendliche, bei denen schnell und unkompliziert Hilfe oder Orientierung geboten wird.
Warum das alle betrifft
Es geht hier nicht nur um Jugendschutz. Es geht um unsere Aufmerksamkeit, unsere Bildung und letztlich auch um die Fähigkeit, kritisch zu denken. Wenn ganze Generationen ihre Zeit in digitalen Suchtspiralen verlieren, hat das Folgen, für das Lernen, für soziale Beziehungen und für unsere Gesellschaft.
Plattformen aus Ländern mit schwacher Demokratie können so auch Einfluss auf Meinungsbildung und gesellschaftliche Stabilität nehmen. Das ist mehr als nur eine technische Frage … es ist eine gesellschaftliche.
Mein Fazit
Diese Studie zeigt deutlich: Wir müssen an mehreren Stellen gleichzeitig ansetzen. Politik kann den Rahmen setzen, Plattformen sollten ihren Nutzern echte Kontrolle geben, und Ärzte, Schulen sowie öffentliche Kampagnen können dafür sorgen, dass Aufklärung und Hilfe frühzeitig ankommen.
Je eher wir beginnen, desto eher behalten wir die Kontrolle, nicht nur über die Geräte in unserer Hand, sondern auch über das, was uns im Kopf und im Alltag wirklich wichtig ist.
Link zum Bericht: https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Publikationen/Diskussionen/2025_Diskussionspapier_Soziale_Medien.pdf